Kursnummer | 10305BO |
Dozent |
Dr. Norbert Fasse |
Datum |
Mittwoch, 14.04.2021
19:30–21:00 Uhr
Karten können auch an der Abendkasse erworben werden. |
Gebühr | 6,00 EUR |
Ort |
VHS Forum
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Hans-Heinrich Grosse Brockhoff, bis 2010 Kulturstaatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen, hat im Jahr 2005 in einer bemerkenswerten Rede gesagt: In einer Zeit, in der an einem Tag auf uns mehr Bilder, Zeichen, Töne, Informationen einstürmen, als noch vor 200 oder 150 Jahren auf einen durchschnittlichen Bürger in seiner ganzen Lebensspanne, hat die Einübung unserer Wahrnehmungsfähigkeiten in keiner Weise mitgehalten mit dieser Beanspruchung, mit diesem Boom, so dass wir Probleme haben, heute selbstbestimmt wahrzunehmen und nicht fremdbestimmt durch die Medien zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen. Diese Diagnose ist 15 Jahre her, der medial-digitale Overkill hat sich seither nochmals potenziert, ein Innehalten ist nicht in Sicht. Wir mutieren mehr und mehr zum Homo faber digitalis, commercialis et infantilis, muss man als gelernter Lateiner und vernunftbegabter Mensch fürchten. Wir sollten daher - bildhaft ausgedrückt - endlich mal Wasser in den digitalen Schaumwein gießen, damit wir noch halbwegs nüchtern bleiben. Es gilt, die großen Vorzüge des Digitalen vor seinen penetranten Kommerzialisierern und Banalisiereren im Netz und in den Medien zu schützen und uns gegen die beständige Emotionalisierung und Erregungsbewirtschaftung (Ranga Yogeshwar) abzugrenzen, die das medial-politische Inszenierungsgeschäft, unsere öffentlichen Debatten und den kulturellen Sektor immer mehr durchdringen. Selbst Museen stellen sich mittlerweile als Wellness-Oasen dar - mit Entdecken, Erleben, Genießen als plakativem Hauptslogan...